Wer heute nur auf die Karte schaut, denkt sicherlich sofort, dass der absolute Höhepunkt des Tages gleich am Anfang unserer Etappe liegt. Wenn ein Anstieg in Flandern berühmt ist, dann die „Mauer von Geraardsbergen“. Dieses Mal kommt das Beste nicht zum Schluss! Wir starten an der Mauer, während das herrliche Morgenlicht langsam den Dunst aus den Straßen von Geraardsbergen verdrängt. Wir packen zwei leckere „Mattentaartjes“ für den Gipfel ein, grüßen das andere Manneken Pis, und im nächsten Augenblick haben wir schon die Kapelle auf dem Oudenberg erreicht. Das ist ein toller Erfolg, vor allem nach der letzten engen Kurve vor dem Café 't Hemelrijck. Genauso wie „The Last Post“ ist die Bewältigung dieses Anstiegs mit dem Fahrrad etwas ganz Besonderes. Und das gilt immer, egal ob jemand diese Mauer schon öfter geschafft hat oder zum ersten Mal wie Lowie! Aber heute erwartet uns mehr als „nur“ die Mauer von Geraardsbergen. Zunächst geht es den Bosberg hinauf, auf dem die Kopfsteinpflaster-Straßen in der Sonne glänzen.
Nach den Flämischen Ardennen ändert sich die Landschaft fast unmerklich und zeigt sich wieder von ihrer schönsten Seite. Wir haben das Pajottenland erreicht, eine fruchtbare, landwirtschaftlich geprägte Region, die für ihr „Geuze-Bier“ bekannt ist. „Dieses Bier gibt es nur hier, in dieser Region“, erklärt uns Barkeeper Roel van Drongelen vom Fahrrad- und Wandercafé Paddenbroek in Gooik, während wir bei unserer Mittagsrast die Sonne genießen. Der Niederländer, den seine große Liebe ins Pajottenland führte, schenkt ein und erzählt: „Normales Bier wird gebraut, aber Geuze-Bier nicht, es wird ohne Hefe vergoren. Die Gärung erfolgt spontan und die dazu benötigten Hefepilze gibt es hier in der Luft. Das macht das Bier einzigartig, es ist ein echtes Regionalprodukt. Und dank der frischen Säuren ist es der Champagner unter den Bieren – ideal auch als Aperitif.“
Wir radeln weiter Richtung Osten, treffen auf eine weitere Themenroute und folgen nun auch der Grüner Gürtel-Route. Vom Alsemberg aus haben wir einen tollen Blick über Brüssel: eine andere Welt, die wir fast berühren können. Wenn wir eine halbe Stunde lang von unserem Kurs abweichen würden, könnten wir am Atomium vorbeifahren oder in die Menschenmassen auf dem Grote Markt eintauchen. Doch wir möchten weiterradeln und durchqueren den Zonienwald und Overijse, bis wir unser Tagesetappenziel Leuven erreichen. Auch hier können wir die Leichtigkeit des Sommers in einer Stadt genießen.