Tag 5: Tongeren–Boutersem

Hoegaarden_Pallox© David Peskens

Gastgeberin Anke vom B&B Gaudium XII packt einen Muffin und eine Apfeltasche für uns ein. „Selbstgebacken, für die Radtour.“ Aber erst schauen wir uns einmal in der kleinen Innenstadt um, wo Wanderfalken im Kirchturm nisten. Ich entdecke, dass vor vier Tagen ein neuer Comic von Suske und Wiske erschienen ist, der in Tongeren spielt. In der Standaard-Buchhandlung ist die Ausgabe ausverkauft, aber die Dame hinter dem Tresen erkennt meine Enttäuschung und leiht mir ihr eigenes Exemplar. Mit dem Album De Keizerskop in der Tasche verziehe ich mich auf eine Terrasse auf dem Marktplatz von Tongeren, wo ich gegenüber der Statue des tapferen Ambiorix zu lesen beginne, während Fotograf David den Beginenhof besucht.

Später als geplant, nehmen wir Kurs auf Borgloon und Sint Truiden. Wir folgen der Hügelroute; ständig geht es auf und ab, eine Kurve folgt der anderen. Wir radeln geradewegs durch Obstplantagen, an deren Rand hier und da noch Mohnblumen zu sehen sind. Wir sehen viele Birnenbäume und später Apfelbäume. Die Birnen sind fast reif; die Äste der Bäume müssen unglaublich stark sein, um all diese Birnen zu tragen. In der Sirupfabrik spreche ich kurz mit Odette, die hinter dem Tresen des Museums steht. Sie sagt, die Ernte sei in diesem Jahr enttäuschend, die Birnen seien wegen des schlechten Wetters klein, und die Bauern ließen sie länger als üblich an den Bäumen hängen. Im Sommer blüht nicht viel im Haspengau, aber es gibt viel zu sehen. Wie die kleine transparente Kirche, ein Kunstwerk in der Mitte der Wiese, und die schwebende Kapelle ein Stück weiter oben. Mit Blick auf die Kirche essen wir die Apfeltaschen unserer Gastgeberin von heute Morgen. Nach den Obstplantagen kommen die Felder. Kilometerlang fahren wir durch unbebautes Ackerland, eine Landschaft, in der man noch wirklich allein sein kann.

In Tienen findet ein Nachwuchsradrennen statt. Es ist Samstagnachmittag, der Jubel von Müttern und Vätern übertönt das Rasseln der Ketten. Ein junger Bursche, der fast ganz in Weiß gekleidet ist, liegt weit vor dem Hauptfeld – ein Typ, den man sich für später merken sollte, denken wir. Nach dem Rennen verdrücken sich die Verlierer, die Väter trinken ein Bier auf der Terrasse. Ein Stück weiter auf der Route tun wir das Gleiche, denn es ist ein Sommertag in Hoegaarden und wir trinken ein Weißbier der Brauerei Hoegaarden. Wir fahren mit dem Fahrrad die Hügelroute entlang und sind sicher nicht die Einzigen, die mit dem Fahrrad unterwegs sind; es wimmelt nur so von Tagesausflüglern auf E-Bikes. Die Terrassen sind voll. Wir selbst fahren heute in einer Schleife nach Leuven; die ersten 20 Kilometer dieser Etappe führen durch ausgedehnte Weizenfelder, goldfarben oder braun, weil alles abgeerntet ist. Ein Turmfalke stürzt sich in die Felder vor uns, um nach Beute zu suchen. Ein Schild in einem Wäldchen warnt vor einem nistenden Bussard. Die Mutter beschützt ihre Jungen mit gezielten Angriffen und, wenn man Pech hat, mit einer Kralle in deinem Nacken. Wir radeln weiter durch das leere Land; manchmal treffen wir auf ein Gehöft, aber oft für Minuten auf nichts. Eine Pferdezucht zieht vorbei. Es geht wieder auf und ab durch kleine Weiler. Wir blicken weit voraus und sehen ein durchsichtiges Flugzeug in der Ferne, das an den Zweiten Weltkrieg erinnert, als es hier einen provisorischen Flugplatz gab, der vor allem von den Amerikanern genutzt wurde.

Borgloon_Romeinse Kassei© David Peskens
Borgloon_Helsheaven© David Peskens
Hoegaarden_Marollenkapel2© David Peskens
Boutersem_Oorlogssite van Honsem© David Peskens

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