Tag 2: Lille–Houthalen

Hechtel-Eksel_Fietsen door de Bomen4© David Peskens

Auch der nächste Morgen beginnt ebenfalls nass, diesmal aber ungewollt. Ein kräftiger Herbstschauer hat sich in den Kempener Hochsommer verirrt. Wir fahren heute unsere längste Etappe: 108 Kilometer in Richtung Houthalen, unter anderem durch das Tal der Kleinen Nete. Am Bochelt-Herentals-Kanal nehmen wir ein frühes Mittagessen auf einem Pfannkuchenboot ein, der Steg knarrt unter meinen Füßen, als ich einsteige. Hinter dem Boot befindet sich der Turm bei Schleuse 4, Dessel, mit Aussicht über die Region und die ersten Abraumhalden – künstlich mit Schutt und Steinen aus den inzwischen geschlossenen Minen aufgeschüttete Berge. Auf einem Treidelpfad folgen wir dem Kanal kilometerlang, auf den Feldern blüht Englisches Gras. Wir biegen in den Nationalpark Bosland ein, ein zusammenhängendes Gebiet aus Heideflächen, Mooren und Mischwäldern. Dort finden wir auch die Attraktion Radfahren durch die Bäume. Auf einer Brücke in Form einer doppelten Spirale gelangen wir über siebenhundert Metern in die Baumkronen. Ein schönes Bauwerk, für das viele Menschen bereit zu sein scheinen, einige Kilometer zu fahren. Noch beeindruckender als dieses architektonische Kleinod mitten im Wald ist der deutsche Friedhof ein Stück weiter, wo wir innehalten. Dort stehen Zehntausende weiße Kreuze, ein Meer von Kriegsleid, in einem schönen, gut gepflegten Park.

Der zweite Teil unserer Radtour führt uns in die Bergbauregion mit den Abraumhalden der Bergwerke von Beringen und Zolder. Die Domäne De Schacht erinnert an die Schließung des Bergwerks in diesem Teil Belgiens im Jahr 1992. Dieser Förderturm macht einen gewaltigen Eindruck: eine mächtige, metallene Struktur, hoch wie ein Turm. Morgen steht ebenfalls viel Bergbaugeschichte auf dem Programm: Wir fahren in die Bergbauregion um Genk, wo mein polnischer Großvater viele Jahre lang unter Tage gearbeitet hat. Doch zunächst erwartet uns das Boskar in Houthalen, das einzige Hotel, in dem wir in dieser Woche untergebracht sind. Wir essen dort ein Kempener Abendessen: Steppengras. Sehr dünne Pommes frites, die sich wie ein Hügel auf meinem Teller auftürmen, darunter ein Stück Rinderfilet und eine spezielle Soße aus Paprika und Zwiebeln, die von einem älteren, mysteriösen Herrn patentiert wurde. Mein Steppengras wird von Chefkoch Antonio, einem Spanier, zubereitet, mit dem ich anschließend ein wenig schwatze. Er folgte seiner Freundin hierher und vermisste die Meeresfrüchte seiner Heimat und die Küche Galiciens. „Aber ich habe gelernt, wie man Steppengras macht“, sagt er mit einem Lächeln.

Mol_Baileybrug© David Peskens
Dessel_Pannenkoekenboot2© David Peskens
Hechtel-Eksel_Fietsen door de Bomen3© David Peskens

Möchtest du wie David und Roman diesen Teil Flanderns mit dem Fahrrad erkunden?