Tag 1: Antwerpen–Lille

Lille_Hof d'Intere© David Peskens

Am Ende des Tages, kurz bevor die Sonne hinter den umliegenden Nadelbäumen versinkt, springe ich in den See bei den Lilse Bergen vor den Toren von Lille. Das Restaurant vor Ort ist voll: es ist Bingo-Abend. Ich höre den Jubel bis nach draußen und tauche noch einmal tief in das erfrischende Wasser ein.

Acht Stunden und vierzig Kilometer davor begann unser erster Radtag auf flämischen Straßen. Der Fotograf David Peskens und ich fahren sechs Tage lang durch Flandern. Die erste Etappe führt direkt durch die Limburger Kempen, dann folgen wir der Maas und radeln durch den Haspengau nach Leuven. Wir folgen grob drei flämischen Ikonen-Radwegen und beginnen mit der Kempenroute. Wir nehmen unser Gepäck auf E-Bikes mit, die wir bei Bikepacking Belgium in der Nähe des Bahnhofs Antwerpen-Berchem gemietet haben. Inhaber Thomas van Bunder ist leidenschaftlicher Radsportler – in seinem Geschäft finden wir alles, was wir brauchen, um in den kommenden Tagen buchstäblich voranzukommen. Unterwegs werden wir in gemütlichen B&Bs übernachten, nicht in großen Hotels.

Los geht's! Wir folgen dem Albert-Kanal über Deurne, Wijnegem und andere Orte. Früher habe ich begeistert Suske- und Wiske-Alben gesammelt. Auf dieser Reise habe ich mir vorgenommen, nachzusehen, in welchen der vielen Dörfer, durch ich komme, ein Album spielt. Das gemütliche Oelegem ist ein Volltreffer: Das Album 201, Het Dreigende Dinges, spielt in diesem Dorf – eine Information, mit der ich nicht viel anfangen kann, die sich zudem nicht im Straßenbild widerspiegelt, die mich aber dennoch mit einer gewissen Wärme erfüllt.

In Oelegem finden wir keine Spuren des berühmten Comics, aber wir sehen dort eine kleine Kneipe, an der wir nicht vorbeifahren wollen. Café Boerenhof Ranst. Das Innere ist schön, stimmungsvoll und dunkel. An den Wänden hängen signierte Trikots von Radrennfahrern. Diskret weist uns der Inhaber Yves auf einen alten Herrn in der Ecke hin, der über achtzig ist. Er gewann sieben Tour-de-France-Etappen und die Ronde van Vlaanderen 1966. Wir stoßen auf diese Leistungen mit einem lokalen, ungefilterten Titsenbier an, das typisch für Oelegem ist. Dann machen wir uns auf den Weg nach Lille – nicht das in Frankreich, sondern in Flandern – um ein Bad im See beim Lilse Berg zu nehmen.

Lille_Hof d'Intere© David Peskens
Ranst_Boerenhof© David Peskens
Gierle_OLV Kerk vanuit B&B Stilland © David Peskens

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