Heute setzen wir unsere Reise über die Kunststädteroute Richtung Mechelen fort. Das heutige Ziel: so viel wie möglich entspannen, sowohl auf als auch neben dem Rad. So beginnen wir den Tag mit frisch gebrühtem Kaffee in einer der gemütlichen Röstereien mitten im historischen Zentrum von Leuven. Die Sonne scheint und der blaue Himmel lockt uns auf unsere Räder, sonst wären wir hier wohl nicht so schnell weggekommen ...
Außerhalb der Stadt fahren wir erneut an der Brauerei Stella Artois vorbei, bis wir den Leuven-Dijle-Kanal erreichen. Und da merken wir es heute zum ersten Mal: Wir haben einen enormen Rückenwind. Na, wenn das nicht zum richtigen Zeitpunkt für das heutige Motto kommt. Es geht flussabwärts und damit immer leicht bergab in Richtung Mechelen auf der perfekt ausgeschilderten „Kunststädteroute“, die auf ihrer ganzen Länge die Kunststädte Brüssel, Leuven, Mechelen, Antwerpen, Gent und Brügge verbindet. Obwohl wir an einem Wochentag unterwegs sind, begegnen wir auf dieser Strecke zahlreichen Radfahrern. Für uns ist das ein klares Zeichen für die Bedeutung des Radfahrens in Belgien.
Zunächst folgen wir dem Kanal, dann geht es vorbei an Pferdeweiden, blühenden Mohnfeldern und der kleinen Familienbrauerei „Hof ten Dormaal“, der vielleicht ökologischsten Brauerei der Welt! Hier baut die Familie Janssens auf sechs Hektar Gerste, Weizen, Hafer und Dinkel sowie eigenen Hopfen an und verfüttert die Braumaische an die hofeigenen Rinder. Die perfekte Kreislaufwirtschaft!
Wir erreichen den Fluss Dijle, der sich durch eine friedliche, idyllische Landschaft schlängelt. Der Radweg folgt diesem gewundenen Flusslauf. Hier kannst du mehr als sorglos Rad fahren. Wir entdecken regelmäßig große Betonbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, die 1939 als Hauptverteidigungslinie gegen eine deutsche Panzerinvasion gebaut wurden.
Während wir uns noch inmitten der Natur wähnen, radeln wir um die nächste Ecke und stehen plötzlich vor der Stadt Mechelen. Die Stadt zieht uns sofort mit ihrem gemütlichen Charme in ihren Bann. Überall gibt es kleine Concept Stores und gemütliche Feinschmeckerlokale, die geradezu dazu einladen, etwas von der Speisekarte zu kosten. Kaum halten wir am Grote Markt, werden wir von einem Belgier angesprochen, der uns nicht nur die besten Restaurants der Stadt empfiehlt, sondern auch zwei historisch interessante Geschichten über seine Stadt erzählt:
1. Die erste ständige Postlinie verlief ab 1490 von Mechelen nach Innsbruck!
2. Die erste Eisenbahnlinie in Kontinentaleuropa führte von Mechelen nach Brüssel!
Wir sind begeistert und machen uns auf den Weg zum Vismarkt, wo wir belgisches Bier verkosten. Unser Plan für den Tag hat also perfekt funktioniert! Genuss pur!