Tag 4: Maasmechelen–Tongeren

Riemst_Brug van Vroenhoven© David Peskens

Der Wind bläst uns ins Gesicht, als wir die Kempen hinter uns lassen. Der italienische Wein der letzten Nacht hat meinen Oberschenkeln und Waden nicht gutgetan, denke ich, denn ich komme nicht wirklich vorwärts. Wir setzen Kurs auf Tongeren, die älteste Stadt Belgiens. Gleich drei der Ikonen-Radwege treffen für uns heute zusammen, denn zwischen Haspengau und Kempen folgen wir der Maasroute. Mit 55 Kilometern ist sie die kürzeste der neun Routen. Wir fahren den Deich entlang, auf dem alle paar Kilometer eine Legende zu lesen ist, zum Beispiel die Legende vom Teufelstümpel, in dem einst ein Kutscher verschwand, der über diesen Tümpel in die Hölle gelangte. Eine andere Legende handelt von einem Mann, der an der Maas getötet worden sein soll. All diese Legenden zusammen erzählen eine bunte, attraktive Geschichte dieser eintönigen Landschaft. Wir springen auf eine Fähre, denn weniger als 50 Meter entfernt liegt unsere niederländische Heimat, das Dorf Geulle an der Maas. Der 81-jährige Gerardus steht hinter dem Steuerrad der Fähre, Ehefrau Annie sitzt auf einem Klappstuhl neben ihm. Niederländer. „Ich fahre immer mit“, sagt Annie. Seit 16 Jahren befördert das Paar Menschen über die Maas. Früher waren sie Binnenschiffer, unter anderem auf der Maas; mit dieser Fähre kamen sie gewissermaßen nach Hause. Bis letztes Jahr kostete die Überfahrt Geld, heute ist sie kostenlos – vor allem die belgischen Behörden subventionieren die Fähre. Annie sieht drei Kinder einsteigen und eilt mit einer Dose Marshmallows hinaus.

In Neerharen sticht ein baufälliges weißes Haus am Kanal ins Auge. Ein Brückenwärterhäuschen. Ich spreche dort mit Jesse, einem jungen Niederländer, der dieses Häuschen zusammen mit seinem Partner Stijn gepachtet hat. „Wir bauen jetzt um“, sagt Jesse. „Aber wir hoffen, dass wir im April 2025 eröffnen können. Ein Lokal mit italienischem Flair. Wir haben noch keinen Namen, aber wir wollen eigentlich etwas mit der alten Funktion des Hauses machen.“ Zwei alte Herren aus dem Dorf kommen manchmal vorbei, erzählen Jesse etwas über die Geschichte des Hauses und Jesse sucht im Dorfarchiv nach Informationen. Es ist schön zu sehen, wie die neue Generation sich um die Vergangenheit kümmert und an die Zukunft denkt. Der Wind bläst uns weiter ins Gesicht, als wir die Maas längst hinter uns gelassen haben und auf Tongeren zurollen, wo wir die Nacht verbringen werden. Aber zuerst besuchen wir die Brücke von Vroenhoven, ein sehr interessantes Museum, das sich in der Brücke selbst befindet. Dort erfährt man alles über den Beginn des Zweiten Weltkriegs in Belgien.

Uikhoven_De Maas© David Peskens
Maasmechelen_Kotem_Duivelskoel© David Peskens
Tongeren_Grote Markt© David Peskens

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