Wie stark ist der einsame Radfahrer, der über seinen Lenker gebeugt gegen den Wind ankämpft und sich seinen Weg bahnt.
Ich beschließe, mich so schnell wie möglich von meinem treuesten Leutnant zu verabschieden und das letzte Stück des Weges allein zu gehen. Zuerst passiere ich den Dodengang, den Todesgraben an der Yser, den letzten erhaltenen Teil der belgischen Front, und tauche dann in die Polder von Westflandern ein. Trotz des Gegenwinds ist das Radfahren hier ein wahres Vergnügen. Über die Frontzate – die ehemalige Eisenbahnlinie, auf der der deutsche Vormarsch 1914 gestoppt wurde und die heute ein Radweg ist – fahre ich auf einer grünen Achse Richtung Nieuwpoort. Unterwegs treffe ich auf zahlreiche Kriegsrelikte, die sich perfekt für einen Fotostopp eignen. Diese grüne Achse führt mich nach Nieuwpoort – je nachdem, welche Fahrtrichtung du wählst, der offizielle End- oder Startpunkt der Frontroute 14-18.
Da wir in Ostende den Zug zurück nach Hause nehmen wollen, fahre ich noch eine Weile auf der Küstenroute weiter. Das Radfahren hier ist einfach: flach und immer geradeaus an der belgischen Küste entlang. Es kann manchmal sehr voll werden, deshalb solltest du die vielen anderen „Deichnutzer“ am besten frühzeitig auf dich aufmerksam machen. Ich komme mit heiler Haut davon. 😊 In Ostende sehe ich Katrien schon aus der Ferne auf mich warten. Es hat etwas von einem romantischen Film, wenn der Soldat seiner Geliebten in die Arme fällt.
Für uns ist es ein glückliches Wiedersehen. Wir freuen uns, dass wir uns wieder in die Arme schließen können. Für die vielen tapferen Menschen, die für unsere sichere Zukunft gekämpft haben, war das leider nicht der Fall. Fast 10 Millionen Soldaten haben im Ersten Weltkrieg ihr Leben verloren. Auf dass wir sie niemals vergessen werden.